Donnerstag, 11. Juli 2019

Nach Parker



Am Morgen durften wir für einige Minuten einen so genannten „Roadrunner“ beobachten.
Er wird auch Großer Rennkuckuck oder Erdkuckuck genannt. Er war dunkelbraun mit hellen Sprenkeln, hatte ein lustige, dunkle Scheitelhaube, sehr lange, dünne Beine und einen langen Schwanz, der fast die Hälfte des ganzen Körpers ausmachte. Es ist bekannt, dass die „Roadrunner“ bis 30 km/h schnell laufen können. Der Eine oder Andere erinnert sich vielleicht noch an den Zeichentrick-Klassiker „The Roadrunner and Will. E. Coyote“,
die im Rahmen der „Bugs Bunny-Filme“ gezeigt wurden; also: wir sahen diesen „Kultvogel“.




















Unser heutiges Etappenziel am Donnerstag, dem 11. Juli, sollte das Städtchen Parker (3.200 Einwohner) am Colorado-River in Arizona sein.

Zum Abschied fuhren wir heute erneut durch die Stadt Twentynine Palms und sahen uns viele
Häuser an, an denen zumindest eine lange Hauswand mit der Lokalgeschichte in Bildern verewigt wurde.







Ab Twentynine Palms fuhren wir über den Highway 62 Richtung Osten. Dieser Straßenabschnitt wurde dem restlichen California State Route 62, die nordwestlich von Palm Springs beginnt und in Parker/Arizona endet, erst 1970 hinzugefügt.
Uns warnte, kurz nachdem wir Twentynine Palms verlassen hatten, ein Schild: „Next service 100 miles.“ (also: erst in 160 Kilometern gibt es wieder etwas, für Mensch und Maschine)




Während der ersten Kilometer konnten wir verschiedene „Aussteiger-Häuschen“ rechts und links der Straße registrieren. Einige waren ganz ordentlich, andere waren regelrechte Müllhalden - fast alle waren eingezäunt.
Wasser stand meistens in großen Tanks neben den Häusern, Stromversorgung war gegeben, aber ansonsten nur Wüstensand, einige Büsche und z .Z. tropische Temperaturen. Es müssen schon sehr spezielle Menschen sein, die hier wohnen.












Aber auch viele  Hinterlassenschaften
waren zu sehen, 
z. B. von ehemaligen Gruben, leere,
verfallene Holzhütten , ...


Die Fahrt während der nächsten achtzig Kilometer führte durch eine regelrechte Mondlandschaft - im Süden entlang des Joshua Tree National Parks, im Norden die Mojave-Wüste mit einigen breiten Tälern, einigen niedrigen Bergen und immer wieder ausgetrockneten Seen.


 




















































Oft führte die Straße kilometerlang durch das flache Land geradeaus.




Allein das Farbenspiel sorgte für eine interessante Abwechselung.
Gelber Sand, weiß schimmernder Granit und rotes Vulkangestein, oft auch in den bizarrsten Formen.
Und immer wieder um diese Jahreszeit ausgetrocknete kleine Seen.














Die Straße an sich zeigte sich aber auch abwechslungsreich.
























Interessant und viel Aufmerksamkeit verlangten die vielen "Dips"


Sie dienen zu Regenzeiten als Überflutungsmöglichkeiten, so dass sich das Wasser von einer Seite der Straße zur anderen seinen eigenen Weg suchen kann.














Eine kleine Abwechslung stellte ein am Straßenrand aufgestellter einsamer „Sign Post“ dar, der uns ein wenig an den „Sign Post Forest“ in Watson Lake am Alaska Highway erinnerte.















Kurz nach der Kreuzung, an der der Highway 177 zur Interstate 10 abbiegt, trafen wir auf das Colorado River Aquaeduct, das hier unter dem State Route 62 hindurchgeführt wird.
Das Aquädukt bringt Wasser vom Colorado River am Lake Havasu durch die Wüsten von Mojave und Colorado über 390 Kilometer bis zum Lake Matthews westlich von Los Angeles. Von dort werden über 19 Millionen Süd-Kalifornier in 6 Counties mit Wasser versorgt. Der Bau an dem Aquädukt wurde 1933 gestartet, 1939 eröffnet und beschäftigte mehr als 30.000 Arbeiter über acht Jahre. Das „technische“ Wunderwerk ist auch heute noch die wichtigste Wasserversorgungsmöglichkeit im Süden Kaliforniens.

Bei dem ehemaligen Ort „Freda“, von ihm ist nur sehr wenige erhalten, trafen wir auf ein „Eisenbahnlinien-Dreieck“ (eine Nord-Süd-Linie, und eine Linie, die aus dem Osten ankommt).

Hier standen 1942 tausende Soldaten Schlange, nachdem sie aus dem Zug ausgestiegen waren, um in dieser Wüste im "Southern California’s World War II Desert Training Center" sich für den Afrika-Krieg vorbereiten zu können.




Während unseres Besuches standen auf dem Ausweichgleis nur leere Tankwagen;
an das kurzfristige, aber sehr rege militärische Treiben erinnert sonst nichts mehr!



















Nach wenigen Kilometern erreichten wir Rice, ehemals "Blythe Junction" genannt, da von hier die Eisenbahnroute nach Süden, nach Blythe und Ripley abbog. Der Ort  erhielt vor 1919 seinen Namen nach Guy R. Rice, einem Eisenbahningenieur.

Die Stadt entwickelte sich an dem Verbindungsbahnhof der Santa Fe Eisenbahnstrecke.


Hier trafen wir auch auf den “Rice Shoe Fence“ und die mit Schuhen behängten Reste der ehemaligen Tankstelle von Rice. Teilweise hängen nicht nur Schuhe sondern auch Unterwäsche hier. Die „Kuriosität“ ist in den letzten Jahren bereits zweimal abgebrannt, wurde aber von Touristen, die Unterwäsche und Schuhe hinterlassen, immer wieder neu belebt. 






Hier verlief der Haupteingang zum „Rice Army Airfield“ &, das von 1942 bis 1944 zu Übungszwecken für den zweiten Weltkrieg genutzt wurde. Die Landebahnen sind heute noch sichtbar.

Das Wüstentrainingsgebiet in der Nähe des Flugplatzes Rice Army galt einst als Standort für den weltweit ersten Atombombentest ("Trinity") und war jedoch erst zweite Wahl. Stattdessen wurde ein Standort in der Nähe von Alamogordo, New Mexico, ausgewählt.

Dass diese Gegend für Armee-Trainingszwecke ausgesucht wurde, konnten wir verstehen. Besser kann man auf eine militärische Auseinandersetzung in der Wüste nicht vorbereitet werden. Im März 1942 entsandte das amerikanische Kriegsministerium General George Patton Jr., um das Desert Training Center hier zu errichten. Hier sollte die Operation „Torch“, die Invasion in Nordafrika, die für Juli 1942 geplant war, vorbereitet werden. 1943 wurde das „California-Arizona-Maneuver Area“ (CAMA) als das größte militärische Übungsgelände in der Geschichte der militärischen Manöver bekannt. 1944 wurde es geschlossen. 

Weiter ging es über ziemlich flaches Land mit kargem Buschbewuchs und die Straße verlief die nächsten 40 Kilometer schnurgerade aus.

Dann verließen wir Kalifornien und erreichten am Colorado-River den Ort Parker im Westen des Bundesstaates Arizona. Eine imposante Eisenbahnbrücke überspannt den Fluss.
Das Städtchen Parker ist nach Ely Samuel Parker (1828-1895), einem Häuptling des Wolf-Clans der Seneca-Indianer, benannt, der als Hasanoanda geboren wurde, und nach Besuchen verschiedener Schulen in New York (1842-1846), seinen amerikanischen Namen erhielt. Immer wieder konnte er seine Lebensziele nicht erreichen, weil er als Indianer die amerikanische Staatsbürgerschaft nicht zuerkannt bekam. So verweigerte man ihm beispielsweise, trotz absolviertem Jura-Studium, die Zulassung als Rechtsanwalt. Erfolgreich arbeitete er im „Büro für Indianerangelegenheiten“ und konnte einige Verbesserungen für verschiedene  erreichen.

Seine langjährige Freundschaft mit Ulysses S. Grant ermöglichte ihm, trotz fehlender Staatsbürgerschaft, Hauptmann eines Freiwilligenkorps zu werden und Grant beschäftigte ihn jahrelang als persönlichen Adjutant. Als Grant zum Präsidenten gewählt wurde, ernannte er Parker zum Kommissar für indianische Angelegenheiten.







Auf dem Riverview Mobilhome & RV Park in Earp verbrachten wir die Nacht, die sich selbst nach Mitternacht nicht unter 36° abkühlte. 


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Heute gefahrene Kilometer:  190

Mittwoch, 10. Juli 2019

Recreation Day

Den heutigen Tag mit vorhergesagten 44° Celsius erklärten wir kurz zu unserem „Recreation Day“.
Wir bewegten das Wohnmobil nicht, sondern pendelten selbst mehrmals zwischen klimatisiertem Wohnmobil und meist leerem Pool.


Dienstag, 9. Juli 2019

Im Joshua Tree National Park


Über den Highway 62 ging es innerhalb des Stadtbezirks von Twentynine Palms zunächst zum . 
Joshua Tree Visitor Center
Am Straßenrand sahen wir einige der vielen Gedenkstätten für Unfallopfer. Dieser Highway zählt zu den unfallträchtigsten Straßen & der gesamten USA.

Über die "West Entrance Station" erreichten wir anschließend im Park selbst. Erneut wurde unser „America The Beautiful Pass“ &
(ein Jahrespass für ALLE National Parks in den U.S.A) problemlos akzeptiert und so mussten wir die Parkeintrittsgebühr von 30 Dollar nicht bezahlen.




An diesem Tag war eine Rundfahrt durch den Joshua Tree National Park über den Park Boulevard geplant.

Zu Beginn bestimmten die „Joshua Trees“ das Landschaftsbild.

Zu tausenden, jung und alt, groß und
klein, viele voller Fruchtstände, standen sie rechts und links der Straße.




Eine nachdenklich stimmendes Bild mussten wir auch registrieren: Beim letzten „Shutdown“ der
amerikanischen Regierung vom 22.12.2018 bis zum 25. Januar 2019 wurden auch die Ranger des Joshua Tree National Parks nicht bezahlt und kamen nicht mehr in den Park. In diesen fünf Wochen hausten Vandalen im Park, sie fällten Joshua-Bäume, sie entzündeten illegale Feuer, und vieles mehr. Leider waren davon überall Spuren zu finden wie z.B. der „gefällte“ Joshua-Baum. Ein Park-Ranger erzählte uns, dass einige der Schäden erst in zwei bis drei Jahrhunderten „repariert“ sein werden.

Unser erster Halt erfolgte bei „Quail Springs“. Quail ist das englische Wort für „Wachtel“. Im Park soll eine bestimmte Wachtelart vorkommen – die „gambel‘s quail“, die durch eine hängende, rote Kammfeder auf dem Kopf charakterisiert ist. Wir konnten sie leider nicht erspähen.
Südwestlich von Quail Spring erstrecken sich die Little San Bernardino Mountains und sind hier durch die kleineren Berge Quail Mountain (Wachtelberg, 1773 m) und den zu Ehren der Parkgründerin benannten „Minerva Hoyt Mountain“ (1648 m) vertreten. Schon bei Quail Springs konnten wir die ersten interessanten Pflanzen und einige originelle Felsformationen aufnehmen.

































Alle Bilder 
können durch Anklicken
vergrößert werden


















Die Spitzte eines Astes

Die Blühte war längst durch,
die Fruchtansätze waren ausgebildet.




















































Die wild durcheinander liegenden „Steinhaufen“ sind aus meist rosafarbenem grobkärnigem Granit und zeigen der Phantasie keine Grenzen setzende Gestalten. Dieser Granit entstand vor Jahrmillionen aufgrund von vulkanischen Aktivitäten. Das damals hoch strömende Magma drang in die schon bestehenden
Gneiss-Schichten an der Oberfläche ein. Beim Abkühlen des Granits bildeten sich horizontale und vertikale Risse. Während der Granit mit den Rissen weiter nach oben gedrückt wurde, konnten Grundwasser und später Regen die Steine erodieren und so entstanden dann die beeindruckenden, hoch aufgetürmten Steinhaufen mit den vielen unterschiedlichen Formen.
























































Wir fuhren weiter und hielten das nächste Mal am „Hidden Valley“, wo die Felsbrocken hoch
aufgetürmt herum liegen. Hier befindet sich ein Campingplatz (ohne Wasser) und von ihm geht ein Rundweg, der 1,5 Kilometer lang ist, durch das „versteckte Tal der Steine“. Ende des 19. Jahrhunderts diente es einer Viehdiebe-Bande als Versteck für die gestohlenen Rinder. Man hat hier sogar einige prähistorische Zeichnungen im Gestein gefunden, was auf die Besiedlung dieser Region seit Jahrtausenden hinweist.

























Wir erfreuten uns an vielen interessanten Steinen - mal mit einem Gesicht, mal mit einem „Herz im Stein“ und konnten einem Ground Squirrel zuschauen, wie es sich hoch oben in einem Joshua-Baum die Früchte holte.


















Aufgrund der doch zunehmenden Hitze (44 Grad - im Schatten, doch, den gab es hier selten) fuhren wir nicht zum Barker Dam, einem um 1900 gebauten kleinen Wasserreservoir, und auch nicht zum Keys View, von dem man eine tolle Rundumsicht haben soll. Es war sowieso sehr diesig und die Sicht mit steigender Tagestemperatur immer eingeschränkter geworden.













Wir fuhren direkt weiter bis zu den Jumbo Rocks. Wie der Name schon erwarten ließ, fanden wir  hier extrem hohe Steinformation vor. Auch bei den Jumbo Rocks befindet sich ein Campingplatz. Wir unternahmen einen kurzen Spaziergang von knapp einem Kilometer entlang des so genannten „discovery trails“.
Am Beginn fotografierten wir den berühmten „Skull Rock“, den „Schädelknochen“-Felsen.

Die heiße und trockene Landschaft bot aber noch manch andere Überraschung.

Wir sahen die

Wallace´s Woolly Daisy 
(Eriophyllum wallacei)
















Jimson Weed, Sacred Datura
(Datura wrightii)




















Biene








Blue Phacelia, Wild Heliotrope, Scorpion Weed
(Phacelia distans)



Specht

... und jede Menge kleine Kakteen, die überall dort waren, wo wir gerade unseren Fuß aufsetzen wollten.














Wir waren froh, als wir nach dieser Wanderung wieder am Wohnmobil angekommen waren und damit auch im zumindest teilklimatisierten Schatten; denn letzteren gab es nur unter den Kakteen.
















Aus der Hochebene fuhren wir wieder zu unserem Campingplatz nach Twentynine Palm zurück.





Hier war es noch drückender, so dass uns - angekommen - unser erster Weg in den beschatteten Pool führte, dessen kühles Nass wir ganz für uns alleine genießen konnten.






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Heute gefahrene Kilometer: 120