Montag, 4. September 2023

Von Bismarck nach Washburn

Wir fahren die nächsten gut 70 Kilometer auf dem Highway 1804 den Lewis & Clark Trail weiter, um von Bismarck startend den kleinen Ort Washburn zu erreichen.


Nach etwas mehr als 26 Kilometer erreichen wir die historische Mandan-Stätte „Double Ditch Indian Village“ / “doppelter Graben“. Auf einem Rundweg kann man selbst auf Entdeckungsreise gehen. Dabei wird man anhand zahlreicher Informationstafeln mit Wissenswertem über die damalige Ansiedlung "versorgt".

double ditch

Allerdings konnten wir uns bereits im North Dakota Heritage Center in Bismarck über diesen Ort informieren und auf einem detaillierten Panoramabild viele Einzelheiten des dörflichen Lebens studieren.

double-ditch
Ausschnitt aus Panoramawand von Double Ditch Indian Village
the mandans
Wer waren die Mandan?

Das einzige Gebäude auf dem weitläufigen Gelände ist ein bereits in den 1930er Jahren vom CCC und WPA errichtetes Stein-Schutzhaus (stone shelter).

Schutzhaus
Schutzhaus über dem Missouri-River
Indian Village

Von hier hat man einen guten Blick auf den Missouri-River.

Missouri
Missouri
info
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Bei dem Double Ditch Indian Village handelt sich um eine Erdhüttensiedlung (earth lodges), die vom Ende des 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bewohnt war, also über einen Zeitraum von fast dreihundert Jahren. „Double Ditch“ war eines von sieben bis neun Dörfern, die während dieses Zeitraumes gleichzeitig im hiesigen Einmündungsbereich des Heart Rivers in den Missouri existierten.

double ditch
double ditch

Auf ihrer Expeditionsreise zum Pazifik passierte das Corps of Discovery dieses Areal. Bereits am 22. Oktober 1804 wurde „Double Ditch“ von William Clark in seinem Tagebuch als „einst von den Mandan besiedeltes und nun verlassenes Dorf“ beschrieben und seine Lage in einer Skizze festgehalten.

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homes

Historiker sind sich sicher, dass um die 10.000 Menschen in dieser Region gelebt haben. Die Dörfer waren aber nicht nur Wohnorte, sondern vor allem wichtige Handelszentren. Auf einer Tafel „trading center“ ist beschrieben, dass die Mandan bereits damals über Handelsnetze sowohl bis zum Pazifik als auch bis zum Atlantik verfügten.

Trading Center
Gathering

Geschützt waren die Bewohner durch Grabensysteme, wobei es sich eigentlich um eine Kombination von Gräben, hölzerner Pallisadenwand und Hügeln handelte. Man geht davon aus, dass die Hügel als eine Art Bastion genutzt wurden. Im Innern der Gräben war nochmals ein künstlicher, über drei Meter hoher Erdwall als zusätzliche Barriere angelegt. Über die Anlage des Grabensystems informieren mehrere Tafeln.
Wenn man heute über das Gelände läuft, kann man den Verlauf der ringförmigen Schutzgräben noch deutlich erkennen. Man sieht auch die archäologischen Überreste der Erdhütten recht deutlich.

Graben
Graben
ditch
ditch 3
Bodenunebenheiten
Bodenunebenheiten
Bodenunebenheiten, aus der Ferne gesehen.

Das damalige Leben der Mandan wird auf den Informationstafeln ausführlich beschrieben - welche Jagdtechniken man hatte, welche Regeln für Versammlungen galten, wie man Felder anlegte und Gartenbau betrieb, mit welchen Netzen und Angeln man fischte, welche Art von Booten man baute (bullboats) und letztendlich mit welchen Techniken die „earth lodges“/die Erdhütten gebaut wurden.

Gardening

Gleichzeitig gibt es zahlreiche historische Informationen zu der „Double Ditch“- Siedlung. Es wird erklärt, wie die Gründungsgemeinschaft (1490-1550) aussah, wie sich das Mandan-Dorf über die Zeit entwickelte, aber auch was zum Ende der Besiedlung führte.

final occupation
resources

Einige Tafeln informieren über die Techniken, wie die Wissenschaft mit dieser archäologischen Stätte umgegangen ist. Bereits im Jahr 1905 hat man mit Ausgrabungen begonnen und konnte viele Überreste der Siedlung konservieren. Im Laufe der Jahre kam die Möglichkeit der geophysikalischen Untersuchungen hinzu, sodass man auf weitere Fundstücke stieß, die heute überwiegend in Bismarck gezeigt werden.

Ausgrabung 1905
ausgrabungen
Ausgrabungen

Von hier oben hat man einen herrlichen, aber heute sehr trüben Rundblick auf den Missouri und die umgebende Landschaft. Der Missouri wird in seiner Bedeutung für die Mandan als Lebensspender, als „Ressourcen-Quelle“ erklärt. Eine wichtige, weithin sichtbare Landmarke sind die „Square Buttes“, auffallend abgeflachte Berge am Horizont.

square buttes
square butte
Square buttes

Wir fahren weiter nach Norden Richtung Washburn und können die sehr unterschiedlichen Landschaftsformen rechts und links des Highways 1804 bestaunen. Auf der rechten Seite sehen wir weiterhin die für uns bereits gewohnte, wellige Landschaft, aber auf der linken Seite liegen die auffälligen „Square Buttes“, die immer wieder durch starke Einschnitte unterbrochen werden.

Weiter fahren wir am östlichen Missouri-Ufer entlang. Es fällt auf, dass der Fluss in diesem Bereich extrem sandig ist, viele Sandbänke aufweist; auch liegen viele Baumstümpfe (snugs) im Wasser und die Uferbereiche bröckeln stark ab.

snugs

Wir fahren auch wieder an großen Feldern und Weiden vorbei, bis wir Washburn erreichen  -  ein kleines Städtchen mit knapp 1.300 Einwohnern, das 1882 gegründet und nach dem Unionsgeneral und Gouverneur von Wisconsin, Cadwallader Washburn (1818-1882) benannt wurde. 

Eisenbahn-depot
Silos
Diese Silos in Washburn werden schon lange nicht mehr von der Eisenbahn angefahren.

Washburn liegt in der Nähe des ehemaligen Standorts von Fort Mandan, in dem die Lewis & Clark Expedition 1804/05 überwinterte.

Quellen und weiterführende Informationen:
hunting/gathering: https://www.hmdb.org/m.asp?m=164358 ↗

Sonntag, 3. September 2023

North Dakota Heritage Center

Das North Dakota State Capitol in Bismarck ist ein 21-stöckiger Turm im Art Déco-Stil und erinnert ein wenig an ein Hochhaus. Das ursprüngliche Kapitol-Gebäude wurde 1883/84 errichtet und brannte 1930 ab. Der damalige Gouverneur George Shafer (1888-1948) setzte sich mit seinen modernen Ideen durch und man entschied sich für einen Neubau im funktionalen Art Déco-Stil. Beauftragt mit der Gestaltung wurde der Künstler Edgar Miller (1899-1993), der auch für das Design weiterer Regierungsgebäude auf dem Capitol-Gelände verantwortlich war. Das Capitol selbst erhielt schnell den Spitznamen „skyscraper on the prairie“.

Capitol

Auf dem Campus befinden sich zwei wichtige Skulpturen. Einmal ist dies die „Pioneer-Family“, symbolisch von hoher Bedeutung für North Dakota. Mit ihnen soll der Pioniergeist „geehrt“ werden, der mit Zielstrebigkeit und Wagemut seine Ziele erreicht. Das Monument wurde von Avard Fairbanks (1897-1987) geschaffen und 1946 eingeweiht.

Pioneer

Die zweite Statue steht am hinteren Eingang des North Dakota Heritage Centers und stellt Sacagawea, die wichtige Stütze der Lewis & Clark-Expedition, dar. Man hat sich auf der dazugehörigen Informationstafel für die Schreibweise Sakakawea entschieden. Die Statue steht bereits seit 1910 auf dem Capitol-Gelände. Eine Nachbildung kann man seit 2004 im US-Capitol (statuary hall) besichtigen. Die Statue wurde von dem französisch-amerikanischen Bildhauer Leonard Crunelle (1872-1944) geschaffen. Die dreieinhalb Meter hohe Bronzefigur Sacagawea, die ihren Sohn auf dem Rücken trägt, schaut weiterhin gezielt in den Westen, der mit ihrer Hilfe „erschlossen“ werden konnte.

Sacagawea
Sacagawea
Plakette
Sakagawea

Nun geht es in das North Dakota Heritage Center, das 1981 eröffnet und mehrmals erweitert wurde. 

Center

Der Museumsbereich ist in vier große Ausstellungsräume gegliedert und auch das Staatsarchiv ist hier untergebracht.

Adaption

In der „Adaptation Gallery“ geht es um die „geologic time“ unserer Erde. Uns hat hier vor allem fasziniert, das Skelett eines „grand sloth“ (sloth = Faultier) zu bestaunen. Diese prähistorischen Wesen lebten nur auf dem amerikanischen Kontinent und zwar im Pleistozän, d.h. vor 2,5 Millionen bis vor 12.000 Jahren.

Faultier

Ausgestellt ist ein Vertreter, der in North Dakota lebte und die Größe eines Grizzlys hatte. Eine Art ist bekannt, die es sogar auf drei Meter Körpergröße und 900 Kilogramm Körpergewicht brachte.
Ansonsten war dieser Museumsteil auf die sehr gut komprimierte geologische Zeitgeschichte des nordamerikanischen Kontinents ausgelegt. Viele ausgestellte Funde aus der Region belegten diese Entwicklungsgeschichte.

Mammut
Bison
Schildkröte
sword ray
sword ray
123
456
789

Es folgt die „Innovation Gallery“, die sich mit den „early people“, den "frühen Völkern", beschäftigt. Es handelt sich um einen Zeitraum von 13.000 v. Chr. bis in die 1860er Jahre. Besonders stolz ist man auf ein metergroßes Panoramabild der „Double Ditch“-Siedlung, der „Zwei-Graben-Siedlung“, die sich nördlich des heutigen Bismarck befand und das Leben in der Siedlung um das Jahr 1550 beschreibt.

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Viele einzelne Details werden aufgezeigt und anhand von Originalen belegt.
So z. B. die Tätigkeit des Jesuitenpaters Father De Smet, der 1867 dieses Kreuz an den Chief Two Bears, ein Yanktonai, in der Standing Rock Reservation übergab.

Kreuz

Auch wird das Lebensende (Gefangennahme und Tod) von Sitting Bull kurz skizziert.

Tod Siting Bull

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass hier der originale Marmorgrabstein von Sitting Bull aus Fort Yates ausgestellt wird, der den ersten hölzernen Marker ersetzte.

Tombstone
Grabstein

Interessant ist auch die "Axt" mit dem Herz. Eigentlich handelt es sich um eine Friedenspfeife, wie sie die ersten französischen Pelzhändler in die Region brachten. Die Klinge der Axt nutzte man, um vom "Tabakseil" ein Stück abzuschneiden bzw. den Tabak rauchfertig zu zerkleinern.

Friedenspfeife
info

Allerdings wird auch sehr ausführlich auf die einzelnen Stämme (Nations) der Native Americans in North Dakota eingegangen und welche Schicksale sie selbst in den Reservaten erdulden mussten.

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Nähunterricht in der Kenel Boarding-School
Foto: North Dakota Heritage Center 

Der letzte Ausstellungsraum nennt sich „Inspiration Gallery“ und dieser umfasst den Themenbereich „North Dakota: Yesterday and Today“. 

ND

Hier geht es detailliert um die letzten zweihundert Jahre bis heute. In vielen kleinen Einzelbereichen beschäftigt man sich mit verschiedenen Themen der Native Americans und entwicklungshistorisch mit den Siedlern. Tatsächlich entdecken wir z.B. auch wieder in der Abteilung Landwirtschaft eine kleine Ausstellung zum Stacheldraht, zum „barbed wire“, der in sehr verschiedenen Varianten - viele davon sogar patentiert - vorkam.

Stacheldraht

Ein weiterer Bereich ist der politischen Historie, der Gründung des Bundesstaates North Dakota gewidmet.

Gründung

Im selben Atemzug wird auch aufgezeigt, wann welche der zahlreichen "Indian Wars" stattfanden, wo Forts zum Schutz der Siedler und welche Reservate eingerichtet wurden. Auch werden die einzelnen ausgehandelten Friedensverträge und ihre Inhalte zwischen den Native Americans und den politisch Verantwortlichen aufgelistet. 

In einem weiteren Ausstellungsraum neben dem Eingangsbereich, der „Governors Gallery“, werden Sonderausstellungen gezeigt; zurzeit ist die Exhibition „On the Edge of the Wind“ (native storytellers and the land) zu sehen.

Edge

Geschichtenerzähler und Wissensbewahrer der Native Americans beschreiben mit Bildern und Texten, welche Orte eine spirituelle Bedeutung für sie haben, um sich selbst zu finden, um kulturelle Praktiken zu entwickeln und wie man mit der Erde verbunden bleiben kann.

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