Mittwoch, 24. Juli 2019

Nach Holbrook

Wir verließen den „Meteor Crater“ und es stand ein weiteres kurzes Teilstück der Route 66 auf dem Programm. Eigentlich fuhren wir nur auf der Interstate 40 und konnten hin und wieder kleine intakte Abschnitte der originalen Route 66 neben der Autobahn entdecken, aber wir kamen dennoch durch traditionelle „Route 66-Orte“, weil die Straßenführung der Interstate stets parallel zur alten Straße verlief.
Ab und zu standen hier "kuriose Bauten" am Straßenrand.



Bei Winslow (ca. 9.500 Einwohner), einem historischen „66-Ort“, kann man die Interstate verlassen und fährt dann auf der alten Route 66 durch das kleine Städtchen.
In der Ortsmitte ist dementsprechend auch das „66-Zeichen“ auf die Straße gemalt.






Winslow wirbt mit dem Spruch: „..today ist timeless, very much in touch with our past, in tune with the present, and right on target for our future...“  Wir hatten beim Durchfahren eher die Meinung, dass sich der Ort noch ziemlich in der Vergangenheit befindet.


Auf jedem zweiten Gebäude konnten wir Bilder und Zeichen zur Route 66 entdecken, jedes Restaurant versuchte mit der „66“ Touristen anzulocken.






















Das berühmte "Standin´ On The Corner"

Standin 'on the Corner ist ein öffentlicher Park  hinter diesem Haus, der 1999 eröffnet wurde und an das Lied "Take It Easy" erinnert, das von Jackson Browne und Glenn Frey geschrieben und von The Eagles am bekanntesten aufgenommen und wiedergegeben wurde.
Das Lied erreichte sogar den 12. Platz in den Pop-Charts. Es wurde zwar nicht die größte Single von The Eagles, aber sie wurde zu einer Hauptstütze der Eagles-Konzerte und Roadtrip-Playlists.
(Auch hier  -  lange vergangen, wer kennt heute noch die The Eagles)













Auch JAY´S GARAGE hat einmal bessere Zeiten gesehen; heute einer von vielen "trostlosen" Bauten direkt am Straßenrand.






Dafür gibt es etliche solcher "Fliegenden Händler"; ein großer Sonnenschirm oder ein Zeltpavillon, darunter "Tauschwaren" oder sogar zum Kauf!








Historisch interessanterweise war für uns das Visitor Center von Winslow; es ist in einem alten Hubbell-Trading-Post-Gebäude“* untergebracht.
(*: Zu der „Hubbell-Trading-Post-Kette“ mehr auf der nächsten Strecke von Holbrook nach Chinle).
Aber auch hier: die Beschriftungen des Gebäudes stammen noch aus der Gründerzeit
vor 100 Jahren!




Nett anzuschauen war noch der „whispering giant“, der zum Besuch des „old trail museum“ einlädt.

Die Eisenbahn kam hier bereits 1882 an.





Winslow verfügt allerdings über einen großen Platz für das Navajo-Jahresfest  -  einen
„navajo fair ground“.









Am Ortsausgang von Winslow erinnert im "Erinnerungsgarten" ein „9-11-Memorial“ sowohl an den schrecklichen Vorfall bei den „Twin Towers“ in New York im Jahr 2001, als auch an die Soldaten, die im Kriegseinsatz sind / waren.
Diese beiden Stahlträger aus dem World Trade Center und die Flagge, die einmal im Pentagon gehisst wurde, bilden das Herzstück dieses "Remembrance-Garden". Auf der Rückseite der Steinstele stehen die Worte "United We Stand".

Edward Fitzgerald "Ned" Beale (1822 - 1893) erforschte eine Wagenstraße von Fort Smith  in Arkansas nach Kalifornien und folgte 1857 einer Route, die in etwa der heutigen Route 66 entsprach.
Seine Expedition folgte dem Little Colorado River und überquerte ihn am Sunset Crossing neben der heutigen Stadt Winslow.
1876 zogen die Mormonen aus Utah nach Süden, um sich in Arizona niederzulassen. Sie benutzten einen Weg, der später als "Flitterwochenweg" bekannt wurde. Die mormonischen Siedler mussten nämlich nach Utah zum heiraten zurückkehren, weil es in Arizona keine Kirchen gab. Sie erreichten Utah über die "Mormon Wagon Road", die von Winslow (Sunset Crossing) nach Utah führte.








Knapp dreißig Kilometer nach Winslow wurde die gesamte Gegend von dem großen Kohle-Kraftwerk, der „cholla power plant“  in Joseph City bestimmt.
Joseph City ist eine der ersten Mormonen-Siedlungen im Staat Arizona aus dem Jahr 1876 und wird von Route 66-Touristen gerne wegen der nostalgischen „Jack Rabbit Trading Post“ aufgesucht.














Wir fuhren weiter auf der "Historic Route 66" bzw. der Interstate-40 und wurden durch das Schild links daran erinnert, dass der Bundesstaat Arizona 2012 sein 100jähriges Bestehen feiern durfte.



Der nächste Ort, den wir erreichten, war Holbrook. Dieser Ort begann 1881 als Siedlung für Eisenbahnbauer, Rinderzüchter und auch den einen oder anderen „outlaw“ (Gesetzesbrecher). Heute hat das Städtchen über 5.000 Einwohner und ist das Verwaltungszentrum für das County „Navajo“. So trifft man überall zahlreiche Navajos.

In der Ortsmitte erinnert eine große Steinplatte mit einer „66“ als „historic landmark“ an die große „Straßenvergangenheit des Ortes“.



Ansonsten erinnern auch noch viele Bauten aus der Zeit des Booms dieser Stadt an die Epoche, als die Route 66 noch Wohlstand und Umsatz durch die Durchreisenden brachte.







Zugewachsen, abgeschlossen und vergessen;
ein Ort, der früher sicherlich einmal betriebsame Aktivitäten aufwies.







Manch eine Fassade zeigt aufgemalt „66“










oder erinnert an "die guten alten Zeiten", als die Cowboys noch das Sagen hatten.







Viele der sicherlich ehemals gut besuchten Restaurants waren geschlossen  -  für immer,
dafür hat die mexikanische Küche Einzug gehalten.



















Allein was im Überangebot vorhanden ist  -
Übernachtungsmöglichkeiten!






















Wenn es nicht abgebrannt ist.







In Holbrook findet man das letzte, noch „bewirtschaftete Wigwam-Motel“. Der Reiz dieser 1950 aus Beton konstruierten Zelte liegt darin, dass man hier mit einem gewissen Komfort in einem „Zelt“ nächtigen kann.










Das „Wigwam-Motel“ wurde vor einigen Jahren sogar als „historic site“ akzeptiert.












In der Nähe der "Zelte" stehen Autos mit verschlissenen Sitzbänken. Sie erinnern an die "guten alten Zeiten" der Route 66.


Ja, und da steht er, Sir Tow Mater, 
eine der Hauptfiguren in Cars und seinen Fortsetzungen Cars 2 und Cars 3 sowie Cars Toons.


Sein Design basiert auf einem Chevrolet-Abschleppwagen aus
den Jahren 1956-57,
der zum Heben von Ausrüstungsgegenständen verwendet wurde.








Da man von Holbrook direkt zum Südeingang des Petrified Forest gelangen kann, ist eine weitere Touristenattraktion des Ortes, versteinertes Holz zu verkaufen.

Mit lustig bemalten „Dinos“, die ja genauso wie das versteinerte Holz an die Vergangenheit der Erdgeschichte erinnern, versuchen die einzelnen Shops auf sich aufmerksam zu machen.










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Heute gefahrene Kilometer: 100 km

Dienstag, 23. Juli 2019

Two Guns - eine "ghost-town"

Heute besuchten wir eine Geisterstadt. Diese Region ist nichts für Flip-Flops, denn es gibt viel zu entdecken, zu erkunden sowie digital festzuhalten und   -  das Terrain ist nicht gerade eben.

Der Ort, der direkt am Canyon Diablo liegt, erlebte mit der Route 66 nach einer recht abenteuerlichen Vorgeschichte ab 1963 einen Aufschwung mit einer modernen Tankstelle, einem Motel mit Pool, einem Campingplatz, einer Kneipe und einem Zoo. Heute ist alles komplett verfallen und aufgegeben.


Dies war einmal
das Willkommensschild
1878 ereignete sich eine extrem traurige Episode. Damals wurde eine Gruppe von mehr als fünfzig Apachen von ihren Feinden, den Navajos, ermordet. Die Apachen hatten sich in einer Höhle des Canyon Diablo versteckt und wurden von den Navajos entdeckt. Diese zündeten ein Feuer vor der Höhle an und die Apachen erstickten in der Höhle, die man seither die „Todeshöhle“ nennt.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es etwa fünf Kilometer von der heutigen "Ghost-Town" entfernt einen Ort namens Canyon Diablo. Der Ort war durch den Eisenbahnbau entstanden und eigentlich nur von zwielichtigen Gestalten bewohnt.

Route 66 und zwei Pistolen
1889 raubte eine Truppe von Gesetzlosen einen Zug bei Canyon Diablo aus und floh mit einer riesigen Beute an Geld, Uhren, Schmuck und Diamanten. Die Räuber wurden verhaftet, aber den geraubten Schatz fand man nie. Er soll bei Two Guns vergraben liegen.

1915, im Rahmen der Fertigstellung des National Old Trails Highway, wurde die Canyon Diablo Bridge über den Canyon gebaut, direkt an der Stelle, wo später Two Guns entstand.
Es siedelten sich die ersten Familien an und 1922 wurden von
Earle Cundiff und seiner Frau Louise ein Geschäft, ein Restaurant und eine Tankstelle eröffnet.
Die neue Brücke
1925 kam eine extravagante Gestalt in der Person von Harry Miller in den Ort. Er pachtete von Cundiffs Land und baute selbst ein Souvenirladen und sogar einen Zoo.
Er gab dem Ort zunächst einmal seinen Namen, „Two Guns“, nach einem damaligen Stummfilm-Schauspieler, William S. Hart, der fast nur Cowboy-Filme drehte und sich selbst den Beinamen „Two Guns“ gab. Angeblich war Harry Miller ein Freund des Schauspielers.
Miller selbst nannte sich „Chief Crazy Thunder“ und wollte den Ort für Touristen attraktiv machen. Er baute einen Zoo für Pumas, Luchse, Korallenschlangen, Gila-Krustenechsen und verschiedene Vögel. Er verkaufte die in der „Todeshöhle“ gefundenen Apachen-Schädel als Souvenirs; er baute ein Hopi-Haus, das man besichtigen konnte; er bot Canyon-Touren an…. Er war sehr rührig und auch recht erfolgreich. Dann erschoss er 1926 nach einem Streit Earle Cundiff, wurde aber frei gesprochen. Nachdem 1929 sein Laden abbrannte, verließ er den Ort.



















Das ehemalige Kartenhaus für die Höhlenbesichtigung





Auch ohne Harry Miller entwickelte sich der Ort in den aktiven Jahren der Route 66 immer weiter.
1938 wurde die Route 66 teilweise verlegt, eine neue Brücke gebaut, so dass man sich gezwungen sah, wieder einige neue Bauten direkt an der Straße zu errichten.
Selbst der Zoo wurde noch bis 1950 betrieben, dann jedoch verkaufte Louse Cundiff.
Der Ort schien zu verfallen.
1960 erwarb Ben Dreher das Anwesen und versuchte es zu beleben.
Er baute ein neues Motel, ein Restaurant, einen Souvenirladen, eine Taverne und eine Tankstelle. In der Tradition der Stadt baute er auch wieder einen neuen Zoo. Die Ruinen der Steingebäude von Cundiff und Miller wurden restauriert, und die Besucher konnten Führungen durch die Ruinen der älteren Stadtteile unternehmen.
Als die Pläne für die neue Autobahn ausgearbeitet wurden, erhielt Two Guns sogar eine eigene Autobahn-Ausfahrt.
1971, als die Interstate-40 kurz vor ihrer Fertigstellung war, soll jedoch ein Feuer einiges im Ort zerstört haben, als die unterirdischen Gastanks Feuer gefangen hatten.
Die ~ 1985 aufgegebene Tankstelle
Mitte der 1970er Jahre eröffnete dann eine SHELL Tankstelle und ein KOA Campingplatz mit Swimmingpool in Two Guns, doch nach etwa 10 Jahren wurden sie wieder aufgegeben.








Heute ein nicht gerade vertrauenswürdiger Ort


















Mit Graffiti bemalte ehemalige Wasserbehälter und das
demolierte Dach des ehemaligen Camingplatzes-Gebäudes.

1992 kaufte der Unternehmer Howard Armstrong das Land, um es wieder als die touristische Attraktion herzurichten, die es einst hatte. Seine Pläne wurden allerdings nie verwirklicht;
1995 erlitt er einen Schlaganfall.
Der Campingplatz wurde von Vandalen heimgesucht, die Gegend teilweise mutwillig zerstört.
Jimmy Solinger, der letzte, der Two Guns "bewachte", lebte in einem Wohnwagen vor Ort.
Auf dem Dach war einmal  "KAMP" aufgemalt.
Er beging im Jahr 2000 Selbstmord, eine weitere Tragödie der dunklen Geschichte der Stadt.


Wir entdeckten eigentlich nur noch Ruinen, verfallene Gebäude und an einer Tür den Spruch "SMOKE METH";
ein paar unentwegte Aussteiger sind auch heute noch in Two Guns aktiv und campen etwas abseits in alten Trailer  -  vielleicht suchen sie ja nach dem Schatz des „Zugraubes“ von 1889.


Das Gelände von Two Guns soll sich derzeit im Besitz von einem Konsortium von Anwälten
aus Flagstaff befinden.







Wer sich detailliert für diesen Ort interessiert, kann hier  & viel komprimierte Geschichte nachlesen und etliche alte Bilder / Fotos sehen.