Sonntag, 29. Juli 2018

zum Arctic Circle - 2

Der Dalton Highway
1968 wurde im Norden von Alaska, in der Prudhoe Bay, das größte Erdölvorkommen der USA entdeckt. Zwischen der Bundesregierung und Alaska entstand ein Disput über den Zugang zu den Ölfeldern. Die einzige Landstraße zu den staatseigenen Ölfeldern hätte durch Hunderte von Meilen Bundesland geführt.
Daraufhin ordnete der damalige Gouverneur von Alaska, Walter Joseph "Wally" Hickel (1919-2010 ), aus Verärgerung über die Bundesregierung, im November 1968 den sofortigen Bau einer mehrere hundert Kilometer langen "Winterversorgungsstraße" bis zur North Slope an. Sie wurde nach ihm "Hickel Highway" benannt.
Die Straße endete - technisch gesehen - in einem kompletten Fiasko. Diese Straße taute an vielen Stellen auch in Regionen des Permafrostes im kommenden Frühjahr auf und war somit unpassierbar.
Die Vorgehensweise Hickels hingegen war ein voller politischer Erfolg. Er bekräftigte das Recht des Handelns von Staaten und Einzelpersonen, deren Land durch föderales Land blockiert oder umgeben ist. Vom ursprünglichen Hickel Highway ist mit vereinzelten Ausnahme nur noch wenig übrig. Einzelne Abschnitte können jedoch auch heute noch aus der Luft gesehen eindeutig zugeordnet werden.
1974 wurde dann in nur fünf Monaten der Dalton Highway gebaut. Es galt, Fairbanks mit den Ölquellen im hohen Norden zu verbinden, um nicht nur eine Servicestraße für die Pipelinetrasse sondern auch für die erforderlichen Pumpstationen zu haben.
1973 hatte der amerikanische Präsident Nixon den Bau der Trans-Alaska-Pipeline genehmigt, ihre
Realisation erfolgte zwischen 1975 und 1977.
Die Landschaft, die die 668 Kilometer lange Servicestraße und die Pipeline durchqueren, ist im Norden weitestgehend unberührt und verwandelt sich von Süden nach Norden in eine Tundra.
Diese Strecke führt vom Elliott Highway (Alaska Route #2) nach Deadhorse / Prudhoe Bay.
Der Highway ist 415 Meilen / 668 Kilometer lang und i.d.R. 8,5 m breit
Einige Straßenabschnitte sind gar mit einer Kunststoff-Schaumisolierung "unterfüttert".
Dies soll dasAuftauen des Permafrostbodens verhindern.
Die höchste Steigung / das stärkste Gefälle (je nach Fahrtrichtung) beträgt 16 %.
Der Highway ist ganzjährig befahrbar.
Entlang des Highways gibt es keine Ortschaften, keine Lebensmittelgeschäfte;
nur kleinere Service-Stationen.

Seit 1991 dürfen Privatpersonen den Highway nutzen.
Die Höchstgeschwindigkeit auf der gesamten Strecke beträgt 50 mph / 80 km/h!
Leider fahren jedoch viele "Pisten-Cowboys" schneller!
Der Highway wurde nach James William Dalton benannt, einem Ingenieur, der sich schon früh an
den Bohrungen nach Öl beteiligte. Ursprünglich hieß sie "North Slope Haul Road".
Anfänglich und heute noch immer, obwohl der spärliche Tourismus an Bedeutung gewinnt, war der
Weg nur als Versorgungs- und Transportstraße gedacht zwischen dem Yukon River und der
Prudhoe Bay, während die Trans-Alaska-Pipeline diese Richtung nehmend gebaut wurde.
Der Highway begleitet die Trans-Alaska-Pipeline durch 668 Kilometer Natur. Diese besteht aus
einer einzigartigen Landschaft sowie einer speziellen Tierwelt.
Um in den Sommermonaten den Staub etwas einzudämmen, wird der kiesige Straßenbeglag an einigen Stellen mit Calziumchlorid besprüht. ( => verschmierte Autos!)
Bei Trockenwetter zieht das Fahrzeug eine Staubfahne hinter sich her, bei (nach Regen) eine
"Schlammgischt-Fahne"!
Oft gibt es gerade an exponierten Lagen keine Leitplanken, erst recht keinen Seitenstreifen, dafür
„Soft Shoulder“!
Der Tempomat hat auf dieser Piste Pause; zu gefährlich bei all den Unwägbarkeiten!
Es gibt keinen Handy-Empfang zwischen Fairbanks und Deadhorse!
Es gibt auf der gesamten Strecke entlang der Elliott oder Dalton Highways keine öffentlichen oder
medizinischen Notfall-Einrichtungen!
Abschleppdienste gibt es in Fairbanks, Coldfoot (907-678-3500) oder Deadhorse (907-659-3308).
Einst ist jedoch sicher:es dauert, bis er dich erreicht!!!
Und noch etwas, was man unbedingt wissen sollten:
ist man endlich am nördlichen Ziel angekommen, kann man sich dort nicht einmal auf ein Bier
freuen (außer, man hat es selbst mitgebracht), denn in Deadhorse, mit seinen wenigen Einwohnern
- die 2-3.000 "Ölarbeiter" nicht berücksichtigt – gibt es keinen Alkohol! [Und im Arbeitercamp
natürlich auch nicht!].
Unter denen, die "enttäuscht" über diese Tatsache den Dalton Highway gefahren sind, hat sich deshalb folgender Spruch etabliert:
„All that far and still no bar”
Ganz frei, aber dafür reimend übersetzt
Endlich hier und dann kein Bier.
Diese Straße ist also in jeder Hinsicht eine Herausforderung!

Der Dalton Highway beginnt an der Kreuzung zum
Elliott Highway, südöstlich von Livengood
mit der Kilometer- und Meilenangabe Null.







Rechts weist ein grünes Schild geradeaus zum Yukon River;
ein Hinweisschild mit der Geschwindigkeitsbeschränkung von
50 mph / 80 km/h folgt.







Während die Straße leicht ansteigt wird auch darauf hingewiesen, dass die Asphaltierung endet und das Schwerlastverkehr diese Straße nutzt (sie hat übrigens Vorrang).







Eine weitere Beschilderung weist auf die oft schlechte Sicht hin:
All vehicles drive with lights on next 425 miles.




Am Ende der kurzen Steigung nimmt der Schotteranteil als Straßenbelag merklich zu und ein erneuter Hinweis befindet sich rechts der besagt:
SPEED LIMIT 50 NEXT 416 MILES
Der Highway steigt weiter leicht an und nur vor der ersten Linkskurve, für die die empfohlene Geschwindigkeit mit 30 mph angegeben wird, wird noch darauf hingewiesen, sich anzuschnallen.

Mehr Hinweis-Informationen geht doch nun wirklich nicht, oder?

(und dennoch war und ist diese legendäre Straße sehr unfallträchtig! - ich werde später darauf eingehen)

Auf der Kuppe bei M 1,1, angekommen, steht das erste Entfernungsschild.






Auch ein hölzernes Hinweisschild auf den Dalton Highway steht in einer Haltebucht, was natürlich regelrecht zu einem Foto-Stopp einlud.










Hier bekamen wir den ersten "Vorgeschmack" von der Straße bei trockenem Wetter.
Kaum war das Foto-Shootig vor dem Highway-Schild beendet und ich wieder im Fahrzeug, fuhr ein LKW an uns vorüber.









































Im weiteren Verlauf des Highways hat man immer wieder Sicht auf die oft parallel verlaufende Pipeline.
































Der Highway verläuft viele Kilometer in unmittelbarer Nähe zur Pipeline; da es früher in dieser Gegend auch einmal gebrannt hat, stehen nur vereinzelte, abgestorbene Bäume.
Ansonsten ist die Sicht auf die Pipeline frei.




























Mal fällt der Highway steil ab,

mal steigt er steil an.


Für den Fahrer oft ungewiss, was danach kommt.










Bei Km 52,8, M 33, steht in einer Senke ein schlichtes Holzkreuz am rechten
Straßenrand.






Wie einige an diesem Highway - und es sind verhältnismäßig mehr als sonst -  steht es als Erinnerung für denjenigen, der hier am Highway - meist durch einen Unfall - ums Leben kam.







































Nach 90 Kilometer erreichten wir den Yukon und damit auch die Yokon River Bridge.



Die Trans-Alaska-Pipeline kommt von rechts und wird unter der Brücke über den Yukon geführt. Die Brücke selbst hat ein Gefälle von 6%.

Edward L. Patton Bridge - Spanning the Yukon -
Im Winter 1974/75 wurde die Brücke über den Yukon erbaut und fertig gestellt. Um die Fundamente zu fertigen, arbeiteten man sogar auf der Sohle des Flusses in sogenannten "cofferdams". Im Oktober 1975 wurde die Brücke für den LKW-Verkehr frei gegeben.
1999 wurde die Brücke generalüberholt.






Die knapp 700 m lange Brücke ist mit Holzplanken bedeckt.


Die Brücke wurde nach dem Präsidenten der Alaska Pipeline Service Co. benannt, allerdings erst 1982 nach seinem Tod.


Imposant die Größe dieses Stromes.








































Die Brücke von der gegenüber liegenden Flussseite gesehen.

Direkt hinter der Brücke befindet sich links
Yukon River Camp
Neben einem Motel und einem Restaurant (sowie natürlich auch einem Andenkenladen) gibt es hier auch eine Tankmöglichkeit und eventuell Reifenservice. Sonst erst wieder in 192 Kilometern, in Coldfoot.
Hier mussten wir tanken, wie ALLE, die hier durchkommen.
1 US Gallone Normalbenzin kostete gestern in Fairbanks $3,419, hier im Camp $5,499!

Im Eingangsbereich des Restaurant liegt ein Ordner mit der Geschichte eines Grizzlys, der im Februar 2005 ein Fenster herausgerissen, eine Scheibe "eingeschlagen" hatte, um sich dann anschließend ausgiebig selbst zu verpflegen. Er hatte insgesamt einen Schaden von ca. $50.000 verursacht, konnte aber vom Besitzer noch im Flur erschossen werden.
webseite; yukonrivercamp.com


Wenn man den Dalton Highway weiter fährt, stiegt dieser langsam aber allmählich wieder an.
7 Km hinter der Brücke erinnert ein Hinweisschild nocheinmal:
Next services 120 miles
Kurz nachgerechnet: 120 Meilen = 193 Kilometer, dazwischen ist NICHTS, nur Natur!


Wenige Meter weiter verweist ein Hinweisschild am Straßenrand auf
Hot Spot Cafe & Circle Gifts

Hier wollten wir auf dem Campground übernachten.

Das Anwesen wurde früher von vielen gelobt, die hier Halt machten; es gab typisch amerikanische Burger, ..., große Portionen!
Im Sommer konnte man sogar einen blühenden Blumen-Garten bewundern.

Wir waren aber schon gar nicht mehr überrascht,
denn auch dieses Anwesen war geschlossen.





















Auf dem nebenan liegenden
Milepost 60 BLM Campground
oder wie er auch genannt wird der
BLM Five-Mile Campground
konnten wir allerdings übernachten  -  mitten in der Natur, und alleine!

Eigentlich handelt es sich nur um ein sandigen Schotterplatz mitten im Wald.
Aus einer alten Einrichtung steht jedoch Trinkwasser zur Verfügung.
webseite: http://www .campingroadtrip.com/campgrounds/campground/campground/23797/alaska/blm-five-milecampground

"Five Mile Camp" bezieht sich auf "Five miles north of the Yukon River"
1974 stand hier eines von 31 Arbeiter-Camps entlang der Pipeline-Baustelle; in ihm lebten 750 Personen.
Nach der Fertigstellung des Pipelineabschnittes wurde das Camp aufgegeben und abgebaut.
Übrig blieben diverse Freiflächen; später wurde das Hot Spot Cafe errichtet.
BLM Five-Mile Campground  -  kurz nach Sonnenuntergang um 23.35 Uhr













Samstag, 28. Juli 2018

in Fairbanks - 2


Unsere heutige Besichtigungstour begann in einer Firma, die - aus der Not heraus und einer Idee folgend -  anfing, vor 20 Jahren aus Alaska Birken hauptsächlich Holzschalen herzustellt.

https://www.woodbowl.com/
http://www.alaska.org/detail/great-alaskan-bowl-company-fairbanks


Man braucht schon etwas Mut, um dem Hinweisschild zu folgen.
Den Geschwindigkeitshinweis hätte es nicht bedurft; auf dieser mit tiefen Schlaglöchern versehenen - zum Glück - trockenen Zuwegung hätte man sowieso nicht schneller fahren können.









Der Eingang liegt auf der Rückseite der Halle.




Birkenstämme und erste Rohlinge liegen nahe des Eingangsbereiches. Getrocknet werden die weiterverarbeiteten Rohlinge jedoch maschinell und feuchtigkeits- bzw. temperaturüberwacht; sie dürfen ja keine Risse bekommen.










Nach etwa 20 einzelnen Arbeitsschritten sehen die hier hergestellten Produkte so aus.
















Wir versuchten uns auch wieder als
´cinnamon roll` Tester.
Unser Ergebnis bzw. unsere Erfahren kann man hier nachlesen.
https://canada-s-calling.blogspot.com/p/cinnamon-buns.html






Anschließend schlenderten wir über den sehr gut besuchten "Farmers Market" von Fairbanks.

Es hatte seinen Grund: an gut 80% aller Stände gab es etwas zu essen (fast food).
Ganz wenige Stände boten tatsächlich selbst gezogene Salate, Radieschen, Gurken, ... an.




Dafür konnte man an zwei Ständen Blumen kaufen. Die Auswahl war allerdings nicht sehr groß. Uns hat gewundert, dass man derzeit in Alaska noch selbst gezogene Pfingstrosen im Angebot hat.












Eine weitere Besonderheit auf diesem Markt:
man konnte sich  - gegen entsprechendes
Entgeld - in aller Öffentlichkeit sogar massieren lassen.
[Kindred Spirits School of Massage]





Auf uns machte dieser Markt eher den Eindruck einer "Mess", allein es fehlten die Fahrgeschäfte.

Glücklich waren nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen, die mit solch einer Tüte das Marktgelände Richtung Parkplatz verließen.











Unser Versuch, an dem einzigen Bäckereistand auf dem "Farmers Market" zu einer ´cinnamon roll`zu kommen, schlug leider fehl.

Ausverkauft, aber wir könnten gerne ein großes Vanilleeis mit Zimtgeschmack bekommen!









Der Georgeson Botanical Garden, der zur Universität von Fairbanks gehört, war unser nächstes Ziel.

Die Vegetationszeit in Alaska ist kurz, so kann man nicht allzu viel erwarten!
Dennoch: der Garten, die einzelnen Gebäude und die Pflanzen sind sehr schön angelegt.

In einzelnen Abteilungen sind Blumen und Gemüse zu sehen, die in der kurzen Wachstumsphase des alaskanischen Sommers durch die langen Sonnenstunden besonders gedeihen.

  • Riesige Kohlköpfe z.B.,
  • über 2 m hoher Rittersporn,
  • Nutzsträucher und ihre Beeren [aller Art] 

Der Garten dient der biologischen Fakultät
auch zu Forschungszwecken. Pflanzen aus verschiedenen Erdteilen werden hier auf ihre Überlebenschancen im Klima Alaskas getestet.


Die bereits jetzt schon riesigen, aber lange noch nicht ausgewachsenen Kohlköpfe hatten es mir angetan.
















Bärbel (mit der Raute) vor Rittersporn


























Blätter einer Eiche,
größer wie eine komplette Hand!








Leider waren jedoch sehr viele ehemaligen Beschilderungen
nicht mehr vorhanden.