Donnerstag, 7. September 2023

Fort Mandan

Nach vielen interessanten Monaten der Erkundung und Entdeckung unsererseits vervollständigen wir unsere Reise entlang des Lewis & Clark Trails von St. Louis bis an den Pazifik mit unserem Besuch in Fort Mandan und können damit diese thematisierte Reise abschließen.
Während wir im Jahr 2022 in North Dakota dem Lewis & Clark Trail vom Zusammenfluss des Yellowstone-River in den Missouri-River bis zum Fort Clatsop am Pazifik folgten, starteten wir in diesem Jahr in St. Louis und folgten dem Missouri-River flussaufwärts bis zum Fort Mandan, dem Winterquartier (1804/1805) des Expeditionscorps.

Reiseroute

Der Nachbau des Winterquartiers von Lewis & Clark liegt knapp zwanzig Kilometer westlich des heutigen Ortes Washburn. Der ursprüngliche Bau lag rund fünfzehn Kilometer flussaufwärts und näher am Fluss, wurde aber im Laufe der Zeit vom Missouri überflutet bzw. weggespült.

wo lag fort Mandan

Vor dem Rekonstruktionsbau des Fort Mandans befindet sich ein Begrüßungszentrum mit einer kleinen Ausstellung.
Fort Mandan Visitor Center

Ein Marker weist darauf hin, dass es sich bei der Anlage um einen 1972 errichteten Nachbau des Winterquartiers „Fort Mandan“ handelt und dass hier Sacagawea mit ihrem Ehemann Charbonneau zum Team der Expedition hinzugestoßen ist.

winter´s approche

Den Namen für das Fort wählten Lewis & Clark, die hier am 02. November 1804 ankamen, zu Ehren ihrer Nachbarn - dem Stamm der Mandan. Neben den Mandan lebten in der Region noch die Hidatsa, die ebenfalls gastfreundlich waren. Die Native Americans verhielten sich gegenüber den Expeditionsteilnehmern entgegenkommend und legendär ist der Satz des Mandan-Häuptlings „Sheheke-Shote“ (weißer Kojote): „Wenn wir essen, wirst auch du essen, wenn wir hungern, wirst auch du hungern.“ Ohne die Gastfreundschaft der Mandan und der Hidatsa, hätten die Männer der Expedition vielleicht nicht einmal den ersten Winter überlebt.

Vom Begrüßungszentrum führt ein kleiner Fußweg zum Fort-Nachbau. Hier stehen einige Informationsschilder, z.B. zum Thema der sehr kalten damaligen Temperaturen (below the freezing point) oder dass man die Fertigkeiten einiger Männer schätzte (men of worth), u.a. die als Schmiede tätigen Gefreiten John Shields, William Bratton und Alexander Willard. Die Schmiede erledigten im Winter auch Arbeiten für die Mandan, wodurch im Gegenzug Mais eingetauscht wurde.

freezing point
men-of-worth

Eine Bank mit einem Zitat von Thomas Jefferson lädt zum Verweilen ein – „the object of your mission is to explore…“

Bank

Danach erreicht man das rekonstruierte Fort mit seiner verwitterten Palisadenstruktur. Im Innenhof wird man von einem Fahnenmast und einer kleinen Kanone begrüßt.

Fort Mandan
Innenhof
Kanone
Diese eiserne Schiffsschwenkkanone befand sich auf dem
Bug des Kielboots.
Diese Kanone konnte mit über einem Dutzend Gewehrkugeln
geladen werden. Sie wurde nie benötigt.

Das dreieckige Fort bot den 40 Männern des "Corps of Discovery" Schutz und war gleichzeitig eine Art kulturelle Begegnungsstätte, weil viele der Mandans, Hidatsa, Arikara, Lakota, ... und einige französisch-kanadische Fallensteller und Pelzhändler zum Tauschen aber auch Austausch von Informationen vorbeikamen.

Bereits Patrick Gass, der für den Bau aller drei Forts (Camp Dubois, Fort Mandan und Fort Clatsop) zuständige Zimmermann, beschrieb das Fort exakt. Es handelte sich um zwei Reihen aneinandergebaute Hütten, die am Ende in einem Winkel miteinander verbunden waren. Im hinteren Teil befanden sich zwei Räume, die zur Aufbewahrung von Materialien und Vorräten dienten. Die Dächer waren mit Brettern belegt, die man mit Gras und Lehm bedeckte, um mehr Wärme in den Räumen selbst zu erreichen.
Insgesamt verfügte das Fort über vier Kamine. Die Räume im Nachbau sind historisch komplett möbliert und es werden Kleidung und Utensilien aus der damaligen Zeit gezeigt. Man soll sich in das damalige Leben hineindenken können.

Soldier´s Quarters
Quartier der Soldaten - mit Jagdutensilien
Soldier´s Quarters
Quartier der Soldaten - mit Kamin
Soldatenquartier
Soldatenquartier - mit Axt, Sägen, ---
Tisch
Soldatenquartier - einfacher Tisch
Soldatenquartier
Soldatenquartier - mit Kamin
Tisch mit Brettspiel
Soldatenquartier- Geige, Brettspiel, ...
Sleeping Loft
Soldatenquartier - mit Aufgang zum Schlafboden.
Soldatenquartier
Soldatenquartier - mit Treppenaufgang (links) zum Schlafboden
Tisch
Soldatenquartier - mit persönlichen Gegenständen
smokehaus
Räucherkammer - Lagerraum
Lagerraum
Lagerraum
Lagerraum

Es gibt die Räume der Captains und der Mannschaft; es gibt eine Schmiede und weitere Arbeitsräume. Auf jeden Fall verbachte das "Corps of Discovery" einen sehr kalten aber insgesamt  annehmbaren Winter in Fort Mandan und konnte die Zeit für das Aufarbeiten des Erlebten während der Anreise, beispielsweise das Erstellen von Kartenmaterial durch William Clark, aber auch für eine gute Vorbereitung zur Weiterreise durch viele Gespräche mit den Indianern und den Pelzhändlern nutzen.

Captain´s Querters
Der Raum von Lewis & Clark
Captain´s Quarters
Vorbereitung
Captain´s Quarters
Raum von Lewis & Clark
Interpreter´s room
Der Raum des Dolmetschers und seiner Frau Sacagawea
Raum
Der Raum des Dolmetschers und seiner Frau Sacagawea
Raum der Sergeants
Sergeant of the Guard´s Quartier
Blacksmith
Arbeitsstätte des Schmiedes
Schmid

Prepairing

prepairing

Fort Mandan

Am 07. April 1805 verließen alle Männer das Fort Mandan. Das Kielboot wurde unter dem Befehl von Korporal Richard Warfington und 15 Männern mit vielen Unterlagen, Briefen, ersten Landkarten, Tagebüchern und naturwissenschaftlichen Materialien an Präsident Jefferson zurück nach Saint Louis geschickt. Warfington erledigte seine Aufgabe mit Erfolg und traf bereits sechs Wochen später, nach der Bewältigung von 2.500 Kilometern auf dem Missouri-River, wohlbehalten mit Kielboot, Mannschaft und Materialien in Saint Louis ein.

Von Fort Mandan aus startend machten sich 33 Personen und ein Hund am 07. April 1805 in sechs Kanus und 2 größeren Boten voller Hoffnung, aber auch mit dem angstvollen Gefühl der Ungewissheit, Richtung Westen auf, um eine Route zum Pazifik zu finden.


Als das Corps of Discovery auf seiner Rückreise Richtung St. Louis den Missouri- River hinunterfuhr, hielten die Männer kurz am 17. August 1806 an, um nach Fort Mandan zu sehen. Was im Winter 1804/05 einst ihr schützendes Zuhause war, war 16 Monate nachdem sie es verlassen hatten, fast verschwunden. Teilweise abgebrannt und wesentlich näher am Ufer des Missouri-Rivers. Man geht davon aus, dass der tatsächliche Standort wahrscheinlich im Laufe der Zeit vom Missouri weggeschwemmt wurde und damit sogar teilweise unter Wasser liegen könnte.


Mittwoch, 6. September 2023

Seaman Overlook

Nahe dem Nachbau des Forts Mandan findet man am Ufer des Missouri-Rivers eine der wenigen Gedenkstätten an den Hund von Meriwether Lewis, den Neufundländer "Seaman", der das Expeditionscorps unter der Führung von Lewis & Clark auf der gesamten Reise zum Pazifik und zurück begleitet hatte. Auch diese Skulptur ist von Tom Neary.

Seaman
Seaman

Während bei fast allen anderen Skulpturen von Lewis & Clark, auf denen "Seaman" meist mit abgebildet ist, diese ihren Blick auf den Fluss oder gen Westen gerichtet haben, blickt "Seaman" auf das nahe gelegene Fort Mandan.

Seaman
der neufundländer

Hinter "Seaman" fließt ruhig der Missouri-River.

Missouri-river

Quelle und weiterführende Information:

Dienstag, 5. September 2023

Lewis & Clark Interpretive Center in Washburn

Knapp fünfzehn Kilometer von Washburn entfernt, mitten in den Northern Plains von North Dakota, wurde 1997 ein Lewis & Clark Interpretive Center eröffnet.

Interpretive Center

Vor dem Center befinden sich tonnenschwere Stahlskulpturen von Tom Neary, der in Washburn Zuhause ist, einst den Beruf des Schweißers erlernte und sich zu einem anerkannten Künstler für große Stahlstatuen entwickelte.
Hier stehen die über 3,50 Meter hohen Statuen von Meriwether Lewis & William Clark zusammen mit dem Mandan-Häuptling „Sheheke-shote“ (weißer Kojote), der ihnen einen langen „Mandan-Winter“ für das Jahr 1804/05 prophezeite, ihnen aber auch Unterstützung zusagte. Von dem Häuptling wird der Satz zitiert: „Wenn wir essen, wirst du essen, wenn wir verhungern, musst du auch verhungern.“ Aufgrund der großen Gastfreundlichkeit der in dieser Region damals ansässigen Mandan und Hidatsa haben die Teilnehmer der Lewis & Clark Expedition den damaligen Winter überstanden.

Skulptur
Skulpturen
winter
good neigbours

Um das Zentrum herum ist ein kleiner Park angelegt, der den Namen „Harmony- Park“ trägt. Er soll daran erinnern, dass die "Native Americans" und die Männer des "Corps of Discovery" damals in Harmonie den Winter verbrachten. Auch die Männer der Expedition lebten während dieser „Überwinterung“ im Einklang und ohne Unzufriedenheit zusammen, sodass der Aufbruch im April 1805 ebenfalls in großer Harmonie erfolgte. Für den Park selbst hat Tom Neary noch einige Stahl-Bisons in Silhouetten-Form gestaltet.
Der Schwerpunkt der Ausstellungen im Interpretive Center liegt natürlich auf der Lewis & Clark Expedition. Sie befasst sich aber auch mit der Kultur der Mandan und Hidatsa. Außerdem werden Informationen für die Zeit nach der Expedition vorgestellt, u.a. wie die erfolgreiche Expedition die weitere Erforschung und Besiedlung der Region (homesteader) beeinflusst hat.

Der Weg der Natives
homesteaders

Auch der Ära der Dampfschiffe ist ein Teil der Ausstellungsfläche gewidmet. Es wird auf die rasante Entwicklung der Schiffahrt auf dem Missouri eingegangen, die aber auch mit erheblichen Gefahren und Verlusten an Leben und Gütern verbunden war. So wird z. B. ein Bild des Dampfschiffes "Benton" gezeigt, das 1875 gebaut wurde und normalerweise zwischen der Stadt Bismarck und Fort Benton verkehrte. 1892 lief das Dampfschiff auf einen unter Wasser liegenden Baumstamm und sank.

die Benton
Die gesunkene "Benton".
Foto: Ausstellung im Interpretive Center
Riverboat

Am Beginn der Ausstellung wird man von einer großen Figur von Meriwether Lewis begrüßt, der über die Ziele der Expedition erzählt und erklärt, wie die Expedition die Visionen von Präsident Thomas Jefferson verwirklichen sollte.

Lewis & Clark
Die Expedition
Anschied
Abschied vor der "Expedition ins Unbekannte"

Im Folgenden wird auf die Vorbereitungen der Reise eingegangen. Ausführlich werden u.a. die mitgenommenen Medikamente und medizinischen Utensilien präsentiert, die von Benjamin Rush (1745-1813), dem führenden Mediziner der damaligen Zeit, für Meriwether Lewis zusammengestellt wurden und die Lewis auch intensiv anwendete.

Medikamente

Heute nutzen Archäologen z.B. den Indikator Quecksilber, um Spuren der Route des Corps of Discovery zu verfolgen. Dies ist aufgrund der häufigen Einnahme der „Gallenpillen von Dr. Rush“, die 50 % Quecksilber enthielten, durch die Expeditionsteilnehmer, möglich.

Medikamente

Unter dem Aspekt „Knowledge of the Day“ werden Bücher und Karten gezeigt, die Lewis & Clark mitnahmen und die sie für die Vorbereitungen nutzten. Es wird deutlich gemacht, in welche „unbekannte Welt“ man sich damals vorwagte und wie wenig Kenntnisse man über ihre Beschaffenheit hatte.

Lewis

Die „Geschenke“ (gifts and trade), die man für die "Native Americans" mitführte, werden im Einzelnen vorgestellt.

Gifts

Danach begrüßt uns eine Figur von William Clark, die mit dem Schreiben der Tagebücher und der Erstellung von Landkarten beschäftigt ist.

Clark

Im nächsten Abschnitt der Ausstellung geht man auf die Zeit des Winterquartiers in Fort Mandan ein. Es wird gezeigt, was zum Rücktransport nach Saint Louis vorbereitet wurde, denn das Kielboot fuhr unter der Leitung von Corporal Richard Warfington im April 1805 zurück. Die „Captains“ stellten für Präsident Jefferson eine umfangreiche Sammlung von Tagebüchern, Landkarten, Beschreibungen von Pflanzen, Tieren, Gesteinen, Landschaften, Wetterbedingungen, usw. zusammen und es wurden sogar kleinere lebende Tiere, die im Osten der USA damals nicht bekannt waren, auf die Reise geschickt.

Rücktransport
Sammlung

Die Herstellung eines authentischen Holzkanus wird gezeigt, das aus dem Stamm einer Pappel gehauen wurde. Es ist ein typisches Beispiel für die Tätigkeiten, die die Männer während der Überwinterung erledigten.

winter
Bootherstellung

Die weitere Reise Richtung Westen ab April 1805 mit der Überquerung der Rocky Mountains, der Ankunft am Pazifik und das Überwintern in Fort Clatsop 1805/06 werden nur kurz beschrieben.

Reiseroute

Im Interpretive Center ist man stolz darauf, über zwei weitere Ausstellungsbereiche
zu verfügen.
Alvera Bergquist (1928-2022), eine ehemalige Lehrerin, hat seit dem Jahr 1996 mehrere Schenkungen getätigt, sodass man an das Interpretive Center in Mandan einen Flügel anbauen konnte, in dem die Kunstausstellungen untergebracht sind und man für die Galerie mehrere Drucke und Originale erwerben konnte. Dieser Teil des Centers ist nach ihr benannt.
In einem größeren Raum werden wechselnde Kunstausstellungen gezeigt.
Im Zweiten stellt man die in der Nähe liegende Pelzhandelsstation „Fort Clark“ vor (Fort Clark wird von uns in einem weiteren Bericht beschrieben) und präsentiert hier zahlreiche Bilder des Schweizer Malers Karl Bodmer (1809-1893). Karl Bodmer begleitete den Prinzen Maximilian zu Wied (1782-1867) auf einer nordamerikanischen Forschungsreise in den Jahren 1832 bis 1934, malte zahlreiche Landschaftsbilder und fertigte viele Aquarellporträts von native americans an – vor allem Omaha, Mandan, Hidatsa und Blackfeet.

Bodmer
painting
dog dance
dog-dance
Tanz der Mandan-Indianer
Bildquelle: Ausstellung im Interpretive Center

Aber auch der Mäzen von Bodmer, Prinz Maximilian, sowie Arbeiten von Georg Catlin (1796-1872), einem weiteren Maler der damaligen Zeit, die sich intensiv mit den "Native Americans" und der "Neuen Welt" beschäftigten, werden dem Interpretive Center vor- und ausgestellt.

Maler
Maximilian
Catlin

Bereichert wird dieser Ausstellungsbereich durch eine Stiftung von Sam (*1947) und Maryvonne McQuade (1947-2023) aus Bismarck. Sie haben Bronzeskulpturen des amerikanischen Künstlers Michael Westergard an die Lewis & Clark Fort Mandan Foundation gestiftet, die Zeichnungen von Karl Bodmer nachempfunden sind. Die Figuren stellen verschiedene Krieger der Mandan und der Hidatsa dar und sind sehr detailliert gearbeitet.

Figuren
Reiter

In dieser Sammlung darf natürlich eine Skulptur von Lewis & Clark nicht fehlen. Sie ist eine Miniaturausgabe von Bob Scriver (1914-1999) aus dem Jahr 1974, und zeigt Captain Lewis, Captain Clark und Sacagawea mit ihrem Sohn.