Dienstag, 24. September 2024

Die „Hazeltons“ und Gitxsan

Hazelton ist eine Großgemeinde. Sie besteht aus den Orten New Hazelton, Old Hazelton und South Hazelton. Hinzu kommen mehrere Siedlungen der First Nations.

Im Visitor Center von New Hazelton wird auf die Entstehungsgeschichte des modernen Ortes hingewiesen; ab 1866 zunächst als Goldsucher-Niederlassung und anschließend ab 1900 als wichtiger Wohnort für Arbeiter, die am Eisenbahnbau der Pacific Railway beteiligt waren. Über den Skeena River per Boot und über die Eisenbahn kamen Waren in Hazelton an. Viele Jahre starteten so in Hazelton Trapper im Sommer mit Mulis und im Winter mit Hundeschlitten, um die Menschen in der weiteren Umgebung zu versorgen.

Trapper

Die Region um Hazelton wurde bereits vor 7.000 Jahren von dem First Nation Stamm der Gitxsan (Gitksan), dem „Volk des Flussnebels“, besiedelt. Der Siedlungsbereich liegt in einer Flusskehre des Skeena Rivers, in den hier der Bulkley River einmündet.

Dieser Ort erwies sich als vorteilhaft, weil die hier lebenden Menschen von drei Seiten durch den Fluss geschützt und gleichzeitig mit Wasser und Fischen versorgt wurden. Außerdem stellte der Fluss eine wichtige Handelsroute dar.
Auch heute noch leben die Gitxsan mit etwa 7.500 Stammeszugehörigen in dieser Region – die östlichen Stämme in den Gemeinden Old Hazelton (Gitanmaxx), Kispiox und Glen Vowell (Sik-E-Dakh), die westlichen in Kitwanga, Kitwancool und Kitsegukla.

totem drive

Bei Hazelton beginnen die Hazelton Mountains, ein Küstengebirge, das sich über fast 250 Kilometer an der Pazifikküste entlang Richtung Süden erstreckt. Die höchsten Gipfel sind fast 2.800 Meter hoch, den Namen wählte man wegen der üppigen Haselnuss-Vegetation in diesen Bergen.

totem

Die Region wird von den First Nation und ihrer Kultur dominiert. Überall stehen Totempfähle, viele Häuser sind mit Stammessymbolen bemalt und unbedingt sehenswert ist das Museumsdorf „KSAN“. Hier wurden in den sechziger Jahren mehrere Langhäuser der Gitxsan mit herrlich bemalten Fronten nachgebaut. Sie stehen in einer Reihe mit Blick Richtung Skeena River.

KSAN

Die Langhäuser gehörten jeweils zu einem Clan, bei den Gitxsan sind es „frog“, „eagle“, „wolf“ and „fireweed“. Neben den Wohnhäusern wird auch ein Räucherhaus und ein Lebensmittellager gezeigt. Zusätzlich gibt es ein Museum mit Präsentationen verschiedener zeremonieller Masken, einiger „button blankets“ (zeremonielle Knopfdecken der Familien), der Ausstattung eines Schamanen, umfangreicher Jagd- und Angelutensilien sowie von mit Wasserdampf hergestellter Holzkisten.

Totem

Von großer Bedeutung sind die Totem Poles, die vor den Langhäusern stehen. Für die First Nation symbolisieren die Schnitzereien auf den Totempfählen Urahnen, sowohl menschlicher als auch tierischer Art, die für die jeweilige Familie, für den jeweiligen Stamm von Bedeutung sind. Oft wird auf dem geschnitzten Pfahl die Familien- bzw. die Stammesgeschichte erzählt. Mit dem Totempfahl zeigt ein Clan aber auch seine Besitzverhältnisse an. Man muss die bildliche Darstellung bei den Holzschnitzereien immer von unten nach oben lesen bzw. verstehen.

Totem

Neben den Totem Poles im Museumsdorf „Ksan“ gibt es in der Region zwei weitere größere Ausstellungen von Totempfählen – einmal in Kitwancool (hier hat man die eigentlich recht imposanten Pfähle in den letzten Jahren aber etwas verkommen lassen) und zum Zweiten in Kispiox. Zu diesem Ort ist allerdings eine zwanzig Kilometer lange Anfahrt erforderlich. Dafür wird man mit einem besser erhaltenen Ensemble auf einer großen Wiese belohnt, wobei einige der Pfähle bereits über hundert Jahre alt sind. Man sieht Darstellungen von Adlern, Bären, Fröschen, Killerwalen, Raben und Wölfen und natürlich von Menschen.

Kispiox
Kispiox
Kispiox
hole in the ice

Hole in the Ice -1850
Die verzierte Öffnung dieses Totem Pole soll eines der Löcher darstellen, das während eines besonders strengen Winters in den gefrorenen Fluss zum Fischen gehackt wurde, um so den Ort vor dem Hungertod zu bewahren.

Nicht vergessen sollte man in der Region der „Hazeltons“ einen Besuch in Kitwanga am Gitwangak Battle Hill. Auf diesem Hügel stand während des 18. und des frühen 19. Jahrhunderts ein indianisches Fort, um das herum mehrere Schlachten verschiedener Stämme der First Nation stattfanden.

battle hill

Zur aktuellen Geschichte der Gitxsan gehört, dass man überall Proteste zur Erinnerung an die „gequälten und getöteten“ Kinder in den ehemaligen „Residential Schools“ findet. Die Gitxsan weisen massiv auf dieses traurige Kapitel der Geschichte hin, in dem Kinder der First Nations im 20. Jahrhundert bis Ende der 60er Jahre in überwiegend kirchlichen Internaten schreckliche Zeiten erlebten.

every child

Auf unserer ersten Reise im Jahr 2018 durch diese Region konnten wir sie noch sehen, die anglikanische Missionskirche St. Pauls in Kitwanga.

kirche

Im Sommer 2021 brannte sie ab - zusammen mit vielen weiteren Kirchen in British Columbia!

Asche

Nur noch die Fundamente und ein Häufchen Asche blieben von der Missionskirche St. Pauls übrig.

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