Sonntag, 18. August 2019

Zum Chimney Rock

Wir verließen Captain Critters Campground und fuhren entlang des North Platte River Valleys auf dem Highway 92 Richtung der Landmarke Chimney Rock. Wieder war auf dem Straßenschild ein Planwagen abgebildet, um an die historischen Trails zu erinnern.

Am Ortsausgang von Scottsbluff fiel uns eine große Zuckerfabrik auf. Seit 1910 spielt die Zuckerindustrie in Scottsbluff eine Rolle. Auch heute noch werden alle Sugarbeets / Zuckerrüben aus der Region in der hiesigen Fabrik von „Western Sugar“ verarbeitet.










Der landwirtschaftlich geprägte Staat Nebraska machte sich weiterhin durch zahlreiche Mais verarbeitende Betriebe rechts und links der Straße bemerkbar  -  man erinnere sich: Nebraska ist der Staat der „cornhuskers“.










Abgesehen von den landwirtschaftlichen Betrieben begleitete uns die Eisenbahnlinie entlang des Flusses, auf der immer wieder Kohlezüge unterwegs waren. Mit dieser Kohle, die überwiegend in Wyoming abgebaut wird, werden die Kohlekraftwerke im Osten von Nebraska versorgt.





Wir passierten den "Table-Rock" und kamen
nach knapp zwanzig Kilometern zu dem „historical marker“ des Chimney Rocks (chimney = Schornstein). Hier wurden wir schon einmal über die wichtige Funktion des Sandsteinfelsen als Landmarke oder Orientierungspunkt während der Zeit der großen Wanderungen Richtung Westen hingewiesen.


Der Sandsteinfelsen hat eine Höhe von fast 100 Metern, wobei circa 37 Meter auf seine Spitze (Spire) entfallen.



Der markante Felsen spielt für Nebraska eine wichtige Rolle  -  er ist auf dem State Quarter (25 Cent Münze) abgebildet und war früher auch auf dem Auto-Kennzeichen von Nebraska zu sehen.


Um das Visitor-Center zu erreichen, mussten wir, nachdem wir den Felsen bereits passiert hatten, nach rechts in einen Feldweg abbiegen.
Am Informationszentrum wurden wir mit zahlreichen Schildern vor Klapperschlangen gewarnt, die in der Gegend sehr häufig vorkommen sollen. Im Zentrum erzählte man uns, dass die oft bis zu vier Meter lange Bullsnake ebenfalls häufig vorkommt. Sie ist eine natürliche Feindin der Klapperschlange.





Beim Chimney Rock handelt es sich um eine National Historic Site (Eintritt: 3 $), die seit 1956 vom National Park Service verwaltet wird. Es wird ein Informationsfilm gezeigt, einmal zum Chimney Rock und seiner Entstehung im Allgemeinen und zum Zweiten zu den Erlebnissen der rund eine halbe Million Trail-Pioniere, die hier im Laufe der Jahrzehnte des frühen 19. Jahrhundert vorbeikamen (1841 bis 1869). Ab Ende 1869 konnte man die transkontinentale Eisenbahnlinie nutzen.



Eine interessante Ausstellung befasst sich ebenfalls mit beiden Themen. Außerdem werden zahlreiche Gegenstände zu der Geschichte der Prärie-Indianer aus dieser Region präsentiert. Und auch der Pony-Express wird beschrieben, der am Chimney Rock eine seiner Stationen hatte.

Ein kleiner Exkurs in die Geschichte  -  warum fanden die Wanderungen Richtung Westen überhaupt statt?

Geschichtlich begann es damit, dass die jungen Vereinigten Staaten von Napoleon 1803 das Land des damalig zu Frankreich gehörenden Louisiana abkauften. Dieser etwa zwei Millionen km² große Landstrich entspricht in etwa den heutigen zehn mittleren USA-Staaten.
1846 einigten sich die USA mit Groß-Britannien, dass das Land südlich des 49. Breitengrades zu den USA gehört. Man nannte dies den Oregon-Kompromiss und damit gehörten die westlichen Gebiete des heutigen Idaho, Washington und Oregon zu den USA.
Von 1846 bis 1848 fand der mexikanisch-amerikanische Krieg statt, der mit einem Sieg der Amerikaner und mit dem Abtritt eines 1,3 Millionen km² großen Gebietes, was den heutigen Weststaaten der USA entspricht, von Mexiko an die USA endete.
Damit gehörte der Westen zu den USA, war aber noch mehr oder weniger unbesiedelt. Gleichzeitig hatte die Bevölkerung des Ostens zwischen den Jahren 1837 und 1841 mit großen ökonomischen Schwierigkeiten zu tun. Man suchte nach neuen Möglichkeiten, sein Leben wieder erfolgreicher zu gestalten. Man machte sich auf Richtung Westen.
Bereits im frühen 19. Jahrhundert waren die ersten Pelzhändler auf von ihnen bevorzugten Routen Richtung Westen unterwegs gewesen. Diese Routen nutzte man später für die großen Bewegungen mit den Wagenzügen Richtung Westen, wobei historisch die ersten Pioniere und Siedler, die unterwegs waren, ab 1841 Richtung Oregon aufgebrochen waren (Oregon-Trail).

Später folgten dann die Mormonen, die aus religiösen Gründen auf ihrem Mormon Trail unterwegs waren. In ihrem damaligen Hauptsiedlungsort Nauvoo in Illinois wurden sie wegen ihrer neuen Religion verfolgt, so dass sie sich für eine Auswanderung entschieden. Sie siedelten nach ihrer Wanderung Richtung Westen überwiegend in Utah und gründeten dort die Stadt Salt Lake City.

Auf dem California Trail waren dann ab 1848 Goldsucher und Glücksritter Richtung Californien zu den dortigen Goldfundstätten unterwegs.






Ja, und natürlich kamen die Reiter des Pony Express hier an dieser Landmarke für etwa
1 1/2 Jahre vorbei und wechselten an einer nahe gelegenen Station ihre Pferde.














Der Chimney Rock, der so vielen den Weg gewiesen hat, steht immer noch. Die Spuren der Wanderer, die sich voller Hoffnungen den Strapazen des Weges gestellt hatten, sind größtenteils verschwunden. Hier und da ist noch ein Grabstein zu finden (z.B. im Chimney Rock Cemetery & ).  Es wird gesagt, dass vier von zehn Teilnehmern den Westen nicht erreichten. Der Weg war gefährlich. Es gab Überfälle der Indianer, es gab schwere Unfälle und viele starben auch an der Cholera.

Aber hier trifft man auf einen großen Mythos der amerikanischen Geschichte.


Wir verließen diesen Ort der Erinnerungen und übernachteten auf dem Chimney Rock Pioneer Crossing Campground und erlebten hier nicht nur einen spektakulären Sonnenuntergang, sondern den abends beleuchteten Felsen.








































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heute gefahrene Kilometer: 45


Samstag, 17. August 2019

Balloon Festival 2019

In Scottsbluff fand während der ganzen Woche das „Nationals and Old West Balloon Festival 2019“ statt.

An den zwei Tagen, in denen wir in der Stadt waren, hatten wir mit den Veranstaltungen leider etwas Pech. So wollten wir einen Start miterleben, der direkt nach Sonnenaufgang erfolgte; aber: es war so neblig, das man die Ballone nach ihrem Start nur im Nichts verschwinden sah.

Wir besuchten auch die Abendveranstaltung,
The glowing Balloons“. Leider war es so windig geworden, dass das „Glowing“ / die „Beleuchtung“ der gut 70 Heißluftballone ausfiel und die Fahrer lediglich ihre Gasflammen zischen ließen.

Bei dem starken Wind wagte es nur ein Ballonfahrer mit seinem Team, doch er
gab  nach nur kurzer Zeit auf; zu stark
zerrte der Wind an der dünnen Haut des Ballons.





Dafür ließen so mancher den Brenner zischen.

















Wäre sicherlich interessant gewesen, auch solch einen Ballon einmal zu sehen; eine fliegende Postkutsche von "Wells Fargo".






Freitag, 16. August 2019

Scotts Bluff National Monument

Da in Scottsbluff das „Nationals and Old West Balloon Festival 2019“ stattfand, mussten wir leider den Campingplatz wechseln und standen deshalb für die nächsten zwei Tage auf dem Campground „Captain Critters“.

Von hier aus besuchten wir das Scotts Bluff National Monument, das eine wichtige Landmarke für die Pioniere war, die sich Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Wege Richtung Westen suchten.

Sowohl das Monument als auch der Ort sind nach dem Trapper, Pelzhändler und Bergmann
Hiram Scott benannt, der während der Teilnahme an der ersten „Pelzhandels-Expedition“ Richtung Utah 1828 in dieser Region ums Leben kam. Ihm zu Ehren benannte man den markanten „Bluff“ (Felsen).
Das Scotts Bluff National Monument steht seit 1919 unter der Verwaltung des National Park Service. Die Felsen von Scottsbluff sind vor mehr als 20 Millionen Jahren entstanden und bestehen aus Sandstein, in dem vulkanische Asche und Lehm eingelagert sind. Auf dem Sandstein lagerten sich härtere Kalksteinschichten ab, und nur wo das der Fall war, sind die Felsen auch erhalten geblieben. Ansonsten wurden sie durch Erosion abgetragen.





Innerhalb des National Monuments kann man eine Straße zum Gipfel der Klippe hinauffahren, die 1930 erbaut wurde. Man passiert zwei Tunnel und hat von oben einen Blick mit weiter Fernsicht.




Fernblick nach Osten













Blick Richtung Südwesten in die Badlands.
(Hier wurden viele Knochen und Versteinerungen von Tieren gefunden).










Blick nach Westen














Auch die nächste Landmarke in östlicher Richtung in 37 Kilometern, den Chimney Rock, kann man in der Ferne gerade noch mit bloßem Auge erkennen.(Ihn wollen wir übermorgen besuchen; hier mit Tele heran gezoomt)











Statt mit dem Auto hoch zu fahren, kann man auch einen 2,5 Kilometer langen Wanderweg nach oben nutzen. Es führt sogar ein Tunnel durch den kompletten Berg zur anderen Seite.





<== Tunnel




Sattle Rock


Den Hauptfelsen des Scotts Bluff National Monuments nennt man Saddle-Rock, der sich immerhin mehr als 260 Meter über das Tal des North Platte Rivers erhebt.











Eagle-Rock
Den schroffen Steilfelsen des Monuments nennt man Eagle-Rock.













Eagle Rock
Am Fuß dieses Bluffs wurden von der Nationalpark-Verwaltung einige Planwagen aufgestellt, um die Erinnerung an frühere Zeiten lebendiger erscheinen zu lassen.












Dome Rock

In diesem Areal liegen noch andere markante Felsen  -  beispielsweise der Dome Rock
oder der Sentinel-Rock.











Sentinel Rock
















Neben dem Eingang zum National Monument befindet sich ein Besucherzentrum, das im Besonderen über die verschiedenen Trails der Pioniere und Siedler informiert:

der Oregon Trail (ab 1841, um das Land im Bereich des heutigen Staates Oregon an der amerikanischen Westküste zu besiedeln),
der Mormon Trail (ab 1847, um den großen Salzsee im heutigen Staat Utah zu erreichen) und der California Trail (ab 1848, Goldrausch in Californien).


Die Aquarellbilder, die der Maler und Fotograf William Henry Jackson zu den „Wagenzügen“ gemalt hat, bilden einen Schwerpunkt der Dokumentation über die Trails. Er selbst nahm als junger Mann als Frachtwagenführer am Oregon Trail teil. Jackson ist übrigens als der erste Yellowstone-Fotograf berühmt geworden.

Hunderttausende kamen auf ihrem Weg nach Westen am Scotts Bluff Monument vorbei.
Als 1869 die transkontinentale Eisenbahnlinie von New York nach Sacramento eröffnet wurde, verlor die Route über Scottsbluff jedoch völlig an Bedeutung.

Scottsbluff war auch eine Station auf der Route des so genannten Pony-Express. Das Stafetten-System des Pony-Express arbeitete nur knapp über ein Jahr (April 1860 bis Oktober 1861), dann wurde die Nachrichtenübermittlung von der transkontinentalen Telegrafenleitung abgelöst. Es wurde eine Strecke von etwa 3.100 Kilometern, von St. Joseph in Missouri nach Sacramento in Californien, über 153 Zwischenstationen zurück gelegt. Durchschnittlich wurde die zu befördernde Post nach 80 Kilometern von einem neuen Reiter übernommen. Die schnellste Beförderung, die den Pony-Express-Reitern je gelang, dauerte 7 Tage und 17 Stunden und es handelte sich um eine Kopie der Antrittsrede von Abraham Lincoln als neu gewählter Präsident der U.S.A.


Auf dem Rückweg fuhren wir einen Loop über den „Mitchell-Pass“. Nordwestlich von ihm, am North Platte River, stand einst ein Fort, das zum Schutz der Pioniere und Siedler gegen Konflikte mit den Indianern errichtet worden war. Über den Mitchell-Pass führte einst der Weg, den die Planwagen der Pioniere und Siedler befuhren.




Uns führte dieser Weg wieder zum Campground von Captain Critters.


















Hailstorm

Das Gewitter am Nachmittag hatte in der nahe gelegenen Stadt Scottsbluff Schäden angerichtet.
In den Abendnachrichten konnte man Bilder von nahezu kahlen Ästen sehen, die Blätter lagen auf dem Boden, herunter geschlagen von Golfball großen Hagelkörnern. Viele Autos hatten entweder Dellen oder gar zerborstene Scheiben - Hagelschäden eben.
Wir waren froh, dass das Wetter am Nachmittag nach Osten weiter gezogen war und wir nicht in es hinein gefahren sind.
Doch am Ende der Nachrichten kam eine erneute Warnmeldung mit dem Hinweis, dass in den frühen Morgenstunden erneut ein Tief durch die Region ziehen würde, diesmal mit schwersten Stürmböen - und erneutem Hagelfall.

Ehe wir etwas beunruhigt zu Bett gehen wollten, erreichte uns auf dem Handy die örtliche Unwetterwarnung.

"Schweres Gewitter mit Sturm und Hagel ...,
für den, der sich im Freien aufhält, besteht Verletzungsgefahr, ...
suchen Sie einen Schutzraum auf, ...."

Wir sahen uns an - und dann nach draußen. Nördlich von uns sahen wir ein Naturschauspiel der besonderen Art. Ein Wetterleuchten über den gesamten Horizont vor uns.
Langezeit war es nicht nur windstill, sondern wir hörten auch keinerlei Donner.

Zuerst sahen wir auch keine einzelnen Blitze, sondern nur die von hinten "angestrahlten" Wolken.
Es sah so aus, als ob hinter bzw. über den Wolken jemand mit einer extrem starken Taschenlampe herumfuchteln würde.




Während mancher halben Minute wurde der Himmel nicht dunkel und wenn es rechts anfing, dunkler zu werden, erleuchteten links die Wolken.






Bald jedoch wurde aus dem Wetterleuchten ein auf uns zukommendes ausgewachsenes Gewitter.

Ein letzter Blick auf die Verlaufsrichtung der Wetterfront schien dies zu bestätigen.
Auch verstärkte sich das anfänglich leise Grollen der Donner in ein sehr heftiges Krachen.

Dellen im Wohnmobil, nun, damit kann man leben, wenn es einmal passiert, aber defekte Scheiben?
Zum Glück gibt es Teppiche und diverses anderes Abdeckmaterial und das gute "duct tape" (Klebeband) - Gerade noch rechtzeitig konnten wir vor dem ersten Hagelfall unser Wohnmobil so sichern und „überlebten“ den Hagelsturm unbeschadet.

Der plötzlich aufkommende Sturm war mehr als ordentlich, zumal eine Böe die andere zu jagen schien.

Und auch der Hagel hatte besondere Ausmaße.

Nach etwa 20 Minuten war der ganze Spuk vorbei;
es regnete nur noch tropfenweise.

Erst nach einem Rundumchek hatte ich die Muße, dieses Foto zu machen; da waren die mindestens Golfball großen Hagelkörner schon etwas geschmolzen.